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Victor Otto Stomps - V.O. Stomps

Kariktatur des Stomps-Kopfes
© Minipressen-Archiv

Außergewöhnliche kleinverlegerische oder besondere buchgraphische bzw. literarische Leistungen sind die Kriterien, die in der Präambel der Richtlinien festgehalten wurden, um als Grundlage zur Beurteilung der Bewerber des V.O. Stomps-Preises zu dienen.

Diesen Kriterien war Victor Otto Stomps (1897– 1970), von seinen Freunden kurz VauO genannt, verbunden. Er gilt als der Vater der Kleinverlage und Minipressen. In seiner Person vereinigten sich die Traditionen des Selbstverlags wie auch der Privatpressen. Seine Ideen von Literatur und Buchgestaltung verwirklichte er hauptsächlich in drei Verlagen.

Vita

1925 im Alter von 28 Jahren kaufte Stomps seine erste gebrauchte Tiegelpresse und druckte in Berlin-Friedenau mit zwei Freunden im Handbetrieb "Lyrik in kleinen schmalen Heften". Dies war der Ursprung seines ersten Verlages, dem er den Namen "Rabenpresse" gab. "Der Beginn meiner ,Rabenpresse‘ war ein Protest gegen das, was der Motor schafft: die Riesenauflage, die das Abseitige ausschließt. Mit einer Handpresse begann es, Gebser und ich hatten diese Maschine gekauft und verstanden nicht, damit umzugehen. Kein vernünftiger Druck kam zustande. Wir trösteten uns mit einer Flasche– und mit jedem Schnaps mehr kam uns ihr Umriß wie ein gespenstischer Rabe vor – der Handhebel wie ein zum Schlag ausholender Flügel." (V.O.Stomps: Gelechter. Frankfurt am Main. 1962)

Rabenpresse

Die Rabenpresse war Anfang der 1930er-Jahre in Deutschland der Verlag, um den sich die lyrische Jugend sammelte, Stomps der Verleger, der sich in einem politisch immer brisanter werdenden Klima bis hin zur Gefährdung der eigenen Person für seine Autoren einsetzte.

Der 2. Weltkrieg machte die Fortführung des Rabenverlages unmöglich. "Nie hat er sich von Erwägungen, die außerhalb seiner künstlerischen Einsicht lagen, leiten lassen." (G.B. Fuchs/Harry Pross (Hg.): guten morgen vauo. s. 23; Frankfurt: 1962)

Eremiten-Presse

Kurz nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft begann seine Arbeit mit der Eremiten-Presse. Auch hier fungierte er wieder als Verleger "der Jungen". Das Verlagsprogramm war bestimmt von Texten, die sich andere Verlage nicht zu veröffentlichen wagten. 1954 zieht die Eremiten-Presse nach Stierstadt im Taunus in ein altes Fachwerkhaus, das von Stomps "Schloß Sanssouris" genannt wurde.

Dort lebte und arbeitete Stomps mit den Mitarbeitern seines Verlages. Auch Autoren wurden in diese Lebens- und Arbeitsgemeinschaft miteinbezogen, indem sie eine Zeitlang in Stierstadt wohnten und dort ihre Bücher selber setzten, druckten und banden. Als Schriftsteller befasste sich V.O. Stomps mit verschiedenen Ausdrucksformen. Neben Gedichten, Epigrammen, Aufsätzen und einem Roman gehören seine Fabeln zu seinen originellsten literarischen Produktionen.

Theodor-Fontane Literaturpreis

1965 erhält er den Theodor-Fontane Literaturpreis der Stadt Berlin. "Sein Werk ist das lebendige Zeugnis einer inneren Notwendigkeit. Das ihm dichterisch Eigentümliche ist aus reellen, psychischen Konflikten entstanden und kann von seinen literarischen Qualitäten nicht getrennt werden." (guten morgen vauo S. 59) Sowohl als Verleger als auch als Schriftsteller förderte Stomps Freiräume, in denen sich künstlerisches und geistiges Leben überhaupt erst entfalten kann.

Mit seinen Verlagen hat er versucht, im Kleinen solche Freiräume zu ermöglichen. Finanzielle Rentabilität spielte für Stomps in Bezug auf seine Verlagsarbeit nie eine Rolle, im Gegenteil: zur Finanzierung seiner Verlagsprojekte und seines Lebensunterhaltes musste er fremde Druckaufträge annehmen.

Neue Rabenpresse

Nach seinem Bruch 1967 mit der Eremiten-Presse kehrt er wieder nach Berlin zurück und eröffnet dort im Alter von 70 Jahren die "Neue Rabenpresse". Rückblickend kann er auf eine über vierzigjährige Verlegertätigkeit mit 300 Autoren und Büchern blicken. 1970 starb Stomps – in Armut. Die von V.O. Stomps verlegten Bücher zeichnen sich in vieler Hinsicht aus: sowohl Form als auch Inhalt sind gekennzeichnet durch den Mut und die Neugierde, Neues auszuprobieren.

Sei es nun hinsichtlich neuer Techniken, dem Einfallsreichtum in der Typographie oder das Fördern neuer Nachwuchsautoren. Innovation und der Drang nach noch nicht Dagewesenem waren charakteristisch für die Person Stomps.

V.O. Stomps-Preis

Die prämierten Arbeiten sollen in diesem Sinne dem Wirken V.O. Stomps "in Gehalt, Intention und persönlichem Engagement verbunden sein. Es kann sich hierbei um bedeutende Einzeleditionen wie auch um das gesamte Schaffen eines Verlegers, Graphikers oder Literaten handeln."