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Teil einer mittelalterlichen Urkunde aus dem Archiv nebst Lupe und Kordel.
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Die Genisa aus der Synagoge Weisenau - Neue Funde in alten Kisten

1. Oktober 2024, 18:30 Uhr
im Stadtarchiv Mainz
Der Vortrag von Uni.-Prof. Dr. Andreas Lehnardt stellt Ergebnisse einer von ihm in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Mainz durchgeführten Erschließung von Funden aus der Genisa in der Synagoge von Weisenau vor. Im Zuge einer archivalischen Bestandsaufnahme wurden mehrere Kisten mit bislang nicht erschlossenem Material aus der Synagogen Weisenau wiedergefunden.
Als Genisa wird ein Ablageraum in oder bei einer Synagoge bezeichnet, in dem nicht mehr gebrauchte religiöse Schriften und Gegenstände untergebracht werden. Die neuen, nun inventarisierten Funde, darunter seltene jiddische Handschriften, hebräische Dokumente, Textilien und hebräische Buchdrucke, ergänzen die bereits 2010 am Lehrstuhl für Judaistik erschlossenen, seltenen jüdischen Zeugnisse und bieten bemerkenswerte Einblicke in die wechselvolle Geschichte der jüdischen Gemeinde Weisenau.

Bereits nach der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus Mainz im Jahr 1473 konnten sich Juden in Weisenau niederlassen und bauten dort bis ins 18. Jahrhundert eine stetig wachsende Gemeinde auf. Domherr Anselm Franz Freiherr von Ingelheim genehmigte den Juden in den 1730er Jahren den Bau einer Synagoge. Bei der Belagerung von Mainz 1793 wurde Weisenau schwer in Mitleidenschaft gezogen und die Synagoge verlor ihr Dach. Erst 1818 konnte das Gebäude renoviert und neu geweiht werden. 1892 wurde das nun einer stark geschrumpften Gemeinde dienende Gotteshaus ein weiteres Mal renoviert, und beim Novemberpogrom 1938 wurde es geplündert und geschändet. Trotz der Beschädigungen blieben die Genisa-Funde unbeschadet und konnten 1978, nach der Wiederentdeckung des Gebäudes, vom Dachboden geborgen und ins Stadtarchiv Mainz gebracht werden.

Der Vortrag von Prof. Dr. Lehnardt wird die Entdeckungen aus der Synagoge zunächst in den Kontext bislang bekannter Reste ähnlicher Depots in Synagogen in Rheinland-Pfalz einordnen. Woher stammen die Bücher? Wie alt sind die Exemplare? Welche Geschichten können die Manuskripte erzählen? Neben solchen Fragen soll auch der Frage nachgegangen werden, wie solche speziellen Funde angemessen aufbewahrt, konservatorisch aufbereitet und für die weitere Forschung erschlossen werden können.