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Gonsenheimer Tor

Wehrhafte Festungsanlage

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Mainz um das Gartenfeld, dem Gebiet der heutigen Neustadt,  nach Nordwesten hin erweitert. In diesem Zuge entstand bis 1877 der Rheingauwall, zu dem auch das Gonsenheimer Tor gehörte. Mit einer großen Durchfahrt für Kutschen und Fuhrwerke sowie einem deutlich schmäleren Durchgang für Fußgänger.

Erdaufschüttungen verdeckten das Gonsenheimer Tor fast hundert Jahre lang. Erst beim Erdaushub für den SWR-Neubau wiederentdeckt. Der SWR finanzierte den Aufbau und ist Denkmalpate.

Gonsenheimer Tor auf einen Blick

Zahlen, Daten, Fakten

Errichtet: 1872

Historisches

Der Mainzer Festungsgürtel des 17. Jahrhunderts wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der Bebauung des Gartenfeldes nach Nordwesten hin erweitert. Es entstand bis 1877 eine Umwallung mit parallel verlaufendem Graben und überhöhten Stellungen in Form von so genannten Cavalieren. Weitgehend erhalten sind beispielsweise noch die Cavaliere "Prinz Holstein" und "Hauptstein" an der Wallstraße. Deren Name erinnert an die damalige Umwallung.

Wehrhafte Toranlagen an den wichtigsten Ausfallstraßen verbanden Stadt und Umland. Zu ihnen gehörte auch Gonsenheimer Tor.

Die zunehmende Reichweite der Artillerie machte die Nordwestumwallung gegen Ende des 19. Jahrhunderts militärisch überflüssig. 1904 begannen die Abbrucharbeiten. Sie umfassten beim Gonsenheimer Tor nur dessen oberen Teil-. Der größere Rest blieb zwar erhalten, verschwand jedoch unter einer großflächigen Erdaufschüttung.

Ausgrabung

Bei den Aushubarbeiten für den SWR-Neubau wurde das Gonsenheimer Tor wieder sichtbar. Archäologen legten einen Mauerteil der Landseite des Tores  - den vom Feld aus gesehenen rechten Teil – frei. Der nachträglichen Integration in den Neubau standen unlösbare Probleme bautechnischer und wirtschaftlicher Art entgegen. Der Südwestrundfunk als Bauherr sorgte aber entsprechend den Empfehlungen der Denkmalpflege dafür, dass der südliche Torteil mit Böschungsmauer sorgfältig abgebaut und nur wenige Meter vom alten Standort entfernt unter weitgehender Verwendung des Originalmaterials wieder errichtet werden konnte.

Architektur

Die damals 35 Meter breite Toranlage hatte getrennte Durchlässe für den Fahr- und Fußgängerverkehr. Das Tor besaß eine mächtige Erdabdeckung als Schutz gegen Artilleriebeschuss und tonnengewölbte Kasematten. Sie wurden von großen Bogenfenstern belichtet.

Von innen ließ sich durch Schießöffnungen der landseitige Graben unter Feuer nehmen. Den vor dem Tor verlaufenden Graben querte ein Fahrdamm und eine aus stählernen Doppel-T-Trägern gefertigte Brücke. Sie ließ sich bei einem drohenden Angriff innerhalb kurzer Zeit demontieren.

Die Quaderverkleidung mit Sandsteinrahmen, bossierten Eckquadern und profilierten Gesimsen zeigt eine handwerkliche Qualität, wie man sie sonst nur an Repräsentationsbauten jener Zeit antrifft.

Heute

Nach fast hundert Jahren ist das Gonsenheimer Tor – und somit ein historisches Stück Mainz – wieder aufgebaut. Es ist seit 2007 rund 40 Meter von seinem ursprünglichen Standort entfernt zu besichtigen. Das Tor ist an der heutigen Straße Am Fort Gonsenheim gelegen, die dem Straßenverlauf von 1880 entspricht. Ihr Name lehnt sich an das damalige Fort Gonsenheim an, das etwa einen Kilometer weiter außerhalb lag.

Der mittlere und der nördliche Teil des Gonsenheimer Tors sind noch unter der Straßenoberfläche verborgen.

Kontakt/Lage

Am Fort Gonsenheim 139
55122 Mainz-Gonsenheim

Rekonstruktion Gonsenheimer Tor mit Wallanlage Stadtarchiv Mainz
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